22. Juli 2009

Süddeutsche Zeitung: "Umverteilung von unten nach oben"
 Scheindiskussion über die Rente: Den Ruhestand erst mit 67 oder gar 69 genießen? Ein Thema, das bei den SZ-Lesern für Gesprächsstoff sorgt.

Zum Thema Renten (Die Gekniffenen der Zukunft", 14. Juli und "Eins + eins = drei", 15. Juli)

Seit mehr als 50 Jahren plündern die Politiker unsere Rentenkassen, um Sozialfälle zu finanzieren, die eigentlich aus Steuermitteln, also von allen Bürgern, getragen werden müssten.

Und wenn einige Politiker behaupten, dass der Bund die Rentenversicherung mit 80 Milliarden Euro im Jahr subventioniert, dann sind sie schlecht informiert. Der sogenannte Bundeszuschuss für unsere Rentenversicherung beträgt laut Haushaltsplan 56,4Milliarden Euro und reicht bei weitem nicht aus, die sogenannten versicherungsfremden Leistungen zu finanzieren. Auch im vergangenen Jahr war die gesetzliche Rentenversicherung mit rund 26 Milliarden Euro mehr belastet. Insgesamt haben unsere Politiker seit 1957 rund 700 Milliarden Euro von unseren Rentenbeiträgen für andere Zwecke abgezweigt.

Es ist also genügend Geld im System, es wird von der Politik nur falsch verwendet. Hier findet eine gigantische Umverteilung von den Arbeitnehmern und Rentnern hin zu den staatlichen und gesellschaftlichen Eliten statt. Und nur deshalb muss das Rentenniveau seit 30 Jahren regelmäßig abgesenkt werden. Wer erinnert sich denn noch, dass bereits 1978 das erste Mal die Rentenanpassung ausgesetzt wurde und seitdem regelmäßige Eingriffe in das Rentenrecht erfolgten? Und das trifft die Arbeitnehmer genau so wie die Rentner, denn jeder Eingriff bei den Rentnern entwertet auch alle Beiträge der Versicherten. Wenn also Jungpolitiker zum Kampf gegen die Rentner aufrufen, wollen sie gleichzeitig die Rentenansprüche der Aktiven weiter kürzen, aber das sagen sie natürlich nicht. Für sich selbst nehmen auch sie selbstverständlich andere, wesentlich bessere Regelungen in Anspruch. Und weil die Redakteure in Presse und Fernsehen ebenfalls von dem Zwei-Klassenrecht profitieren, gibt es in den Medien keine fairen Berichte zum Thema Rente."

Otto Teufel München