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Die Bundesregierung hat mittels Verordnung eine "Gaspreisbremse" beschlossen. Damit sollen die steigenden Energiepreise, die bereits jetzt eine große Belastung für viele Bürgerinnen und Bürger sind, abgefedert werden. Die Opposition, die Widersacher, die Wissenschaft der Ökonomen waren empört. Sie komme zu spät und ist falsch.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlichte am 18.10.2022 den Zwischenbericht der ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme Sicher durch den Winter.  Hierzu hat das Mitglied Frau Prof. Weber ein Sondervotum veröffentlicht

Wer hat die Gaspreisbremse erfunden?

Frau Prof. Isabella Maria Weber ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst.

 

Schon im September 2021 hat sie die Theorie der Gaspreisbremse erdacht.

In der Süddeutschen Zeitung wird sie mit dem Artikel Die Frau mit dem Deckel vorgestellt. Das Besondere an ihr ist ihre Sichtweise auf die Ökonomie. Sie vertritt nicht die Mainstream-Lehre der Ökonomen, sondern bearbeitet wissenschaftlich das Feld der Ökonomie aus ihrer Sicht heterodox (von der herrschenden Lehre abweichend).

Am 11.10.2022 hat sie im ZDF bei Markus Lanz (zu sehen bis zum 11.10.2023) - spannend ab Min 41:55. was?

Die junge Ökonomin wurde von vielen alten Ökonomen beschimpft. So widersprach der weltbekannte Ökonom Paul Krugman und vergriff sich auf Twitter so heftig im Ton, dass er sich anschließend bei Frau Weber und seinen 4,6 Millionen Followern entschuldigen musste.

Was war der Widerspruch?

Wer an den Grundfesten der Ökonomen, den freien Preisen, rüttelt, rüttelt an einem Grundprinzip der Wirtschaftswissenschaften. Herbert Giersch, ein Gründungsmitglied des Rats der Wirtschaftsweisen, erklärte es einst folgendermaßen: "Freie Preise sortieren die Ressourcen einer Gesellschaft so, dass stets ein Mehrwert entsteht. Was nicht erwünscht ist, wird nicht produziert. „Das Evaluieren am Markt ist ein ständiges Plebiszit, im Kontrast zur Einmaligkeit des Jüngsten Gerichts“. Heute würde man sagen: Der Markt regelt das. „Richter sind die Kunden und Lieferanten, die die Preise zu bezahlen oder zu kassieren haben.“ Freie Preise sind also in der reinen Volkswirtschaftslehre besser als ein göttliches Gericht, zumindest effizienter.

Frau Prof. Isabella Weber findet einen solchen Blick auf Preise manchmal realitätsfern. Wer mit nur drei Euro in den Supermarkt geht, braucht am Butterregal kein Warnsignal der freien Preise, um zu sehen, dass Lebensmittel teurer werden. Arme Menschen, mahnt sie, brauchen schlicht etwas zu essen, das sie sich leisten können. Wer mit seinem Budget gerade so durchkommt, kann nicht von Kaviar auf Toastbrot wechseln, um jetzt zu sparen. So ist das jetzt auch beim Gas. Wer schon mit dem Rücken zur unbeheizten Wand steht, kann die Temperatur nicht weiter herunterdrehen. „Wenn Leute mit ihrem erarbeiteten Geld die existenziellen Grundbedürfnisse nicht mehr bezahlen können, wenn Leute sich nicht mehr warm waschen können, bricht ein gesellschaftlicher Vertrag weg“.

Für sie ist der Gaspreisdeckel kein linkes Projekt, sondern ein logisches. „Der Gasmarkt ist eh kein völlig freier Markt: Es gibt Grundversorger, die müssen Bürger vor Ort als Kunden annehmen.“ Der Preiseingriff beim Gas breche auch kein Tabu, viele andere Preise sind bereits reguliert. Tatsächlich fließen 12,5 Prozent der durchschnittlichen Ausgaben der Menschen in Dinge, deren Preise staatlich beeinflusst oder festgelegt sind. Das haben die Beamten der EU-Statistikbehörde Eurostat ausgerechnet. In Deutschland betrifft das vor allem Plätze in Seniorenheimen, Medikamente und Gesundheit, den ÖPNV, Leitungswasser, die Müllabfuhr, Kinderbetreuung.

 Quellen

Diethard Linck