Während der Koalitionsverhandlungen brachte am Wochenende 16./17. November 2013 ganz zufällig die gesamte Presse die Schlagzeile vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV): Kassenschlager „Pflege-Bahr“. Zurzeit würden pro Arbeitstag rund 1600 Verträge abgeschlossen. Der PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach sagte: „Angesichts der stark steigenden Nachfrage rechnen wir damit, dass die geförderte Pflegezusatzversicherung im nächsten Jahr die stolze Marke von einer Million Verträgen erreichen wird.“
Die SPD ist gegen den Pflege-Bahr. Im Wahlkampf versprach sie: „Das unsinnige Geschenk von Schwarz-Gelb an die Privatassekuranz von 5 Euro im Monat wird abgeschafft.“
Die CDU/CSU-Politiker verteidigen den Pflege-Bahr.
Der Berater Timo Voß vom Bund der Versicherten führte den Anstieg bei den Verträgen darauf zurück, dass diese nach dem Gießkannenprinzip ohne angemessene Beratung verschickt würden. Hier werden am Bedarf vorbei billige Produkte verkauft. Jene mit hohem Pflegerisiko würden sich in den Tarifen sammeln. Dies lasse die Beiträge steigen. Die Leistungen fielen dann wohl geringer aus als nötig.
Auch der Pflegeexperte des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, Dieter Lang, äußerte sich kritisch: „Wir sollten den Pflege-Bahr auslaufen lassen.“
Die Verbraucherzentrale beantwortet in ihrer Broschüre „Zusatzversicherung für Pflege“ die Frage. „Für wen lohnt sich der Pflege-Bahr?“
Dieses neue Versicherungsprodukt ist Ihnen nicht zu empfehlen, wenn Sie keine relevanten Vorerkrankungen haben. Die herkömmlichen Tarife werden voraussichtlich günstiger im Monatsbeitrag sein und/oder weniger stark im Beitrag steigen, als die förderfähigen Produkte. Es ist nicht davon auszugehen, dass die relativ geringe Zulage von 60 Euro pro Jahr dies kompensieren wird.
Gehören Sie zu der Personengruppe, die aufgrund ihrer Vorerkrankungen keine Pflegezusatzversicherung ohne Abschlusszwang erhält, sollten Sie den Abschluss eines förderfähigen Produktes angesichts der genannten Risiken gut überdenken und die Klauselwerke genau überprüfen. Siehe:
http://www.vzbv.de/cps/rde/xbcr/vzbv/pflege-zusatzversiche
Die beste Lösung für die Pflegeversicherung ist eine solidarische Bürgerversicherung, die nicht privatwirtschaftlich, sondern staatlich organisiert und getragen wird, wie sie die ADG fordert und die für alle Bürger gilt.
Manfred Schmidtlein