Mit dem Vortrag „Die Vorsorgelüge” wurde die Mitgliederversammlung 2013 der Aktion Demokratische Gemeinschaft e.V. – ADG am 22.10.2013 bereichert.

Die Gastredner Holger Balodis und Dagmar Hühne, Autoren des Buches „Die Vorsorgelüge“ berichteten als ausgewiesene Experten für Altersvorsorge und Versicherungen gemeinsam über ihre langjährigen Erkenntnisse.

Herr Balodis skizziert jeweils mit neuen Zahlen die wesentlichen Punkte seines Buches und Frau Hühne untermauert diese mit Passagen aus dem Buch.

GastrednerVorsitzend6587FEEs begann mit dem Niedersachsen Netzwerk, wo Vertreter aus Politik (z.B. Herr Gerhard Schröder) und Wirtschaft (z.B. Herr Carsten Maschmeyer) schon lange vor der Bundestagswahl eng zusammenarbeiteten. Der Wahlkampf 1998 wurde in großen Anzeigen von Herrn Carsten Maschmeyer unterstützt. Die nächste Überraschung war, dass nach der Wahl nicht Herr Rudolf Dressler, der ausgewiesene SPD Sozialexperte, Arbeitsminister wurde, sondern der Gewerkschaftler Herr Walter Riester. Herr Albrecht Müller, der Gründer der Webseite NachDenkSeiten hält Walter Riester in den NachDenkSeiten für einen „Täuscher“. Dieser führte die größte gesetzliche Rentenkürzung der Nachkriegszeit als Verrat an dem Sozialstaat durch ständige Korrektur der Rentenformel zu Ungunsten der Versicherten ein. Herr Walter Riester änderte als Einzelkämpfer die Rentenformel und verkomplizier­te sie, was damals kaum jemand nachvollziehen konnte. Die Rentenkürzungen betragen für langfristig Versicherte ein Drittel.

Frau von der Leyen hat dieses einmal beziffert: ein Beitragszahler der 40 Jahre 2.200 € verdient, erhält dann eine Rente von 688 €, also knapp über der Grundsicherung.

Die Rentenkürzungen wurden begleitet von der Einführung der Riesterrente.

Inzwischen gibt es 16 Millionen bezuschusste Riesterverträge jährlich, von denen aber 80 % der Kosten die Versicherten zahlen. Es verdienen im Wesentlichen die Versicherungen, die bei insgesamt 50 Millionen Verträgen bis jetzt 50 Milliarden verdient haben. Der Dipl. Mathematiker und Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten, Herr Axel Kleinlein hat berechnet, dass 80-90 % der Versicherten Verluste machen, während die Versicherungen dabei verdienen.

Für die Verluste sind im Wesentlichen 3 Faktoren verantwortlich:

    1. Kostenklau
      1. Die Abschlusskosten fallen zu Beginn an, werden aber auf Grundlage der Gesamthöhe über die volle Versicherungzeit berechnet und können bis zu 30-40 % der Vertragshöhe betragen.
      2. Die Verwaltungskosten werden monatlich berechnet und können bis zu 200 € monatlich betragen.
    2. Stornoklau
      Die Riesterverträge sind sehr langfristig über das ganze Leben kalkuliert. Das hat es in diesem Ausmaß selbst bei privaten Lebensversicherungen früher nicht gegeben. Wegen wechselnder Lebensumstände  werden bis zu 80 % der Verträge vorzeitig gekündigt. Dann fallen nicht nur Stornogebühren an, sondern durch die hohen Abschlusskosten erhält der Versicherte keinen oder einen niedrigen Rückkaufswert zurück. Teilweise werden Versicherte sogar zu neuen Verträgen gedrängt, so dass den Versicherten durch Stornierung ein hoher Schaden entsteht, der sich jährlich auf 60 Milliarden beläuft. Es wird sogar vermutet, dass die vorzeitige Stornierung von den Versicherungen einkalkuliert ist.

 

  1. Lebenserwartungsklau
    Sterblichkeitsgewinne ergeben sich für die Versicherungen, wenn die Lebenserwartungsjahre, die zu Grunde gelegt werden, um die Rente zu berechnen, nicht erreicht werden. Stirbt der Versicherungsnehmer eher, macht die Versicherung Gewinne. Da die Versicherungen die Lebenserwartung höher ansetzen als die Lebenserwartung der offiziellen Sterbetabellen z.T. bis 100 Jahre, kann die Versicherung nur gewinnen, da nur wenige dieses Alter erreichen.

Die Demographie-Lüge

Untermauert wird das Ganze noch von gezielten Artikeln von gekauften Experten wie Herrn Bernd Raffelhüschen, Herrn Meinhard Miegel, Herrn Bert Rürup, die immer wieder auf den demographischen Faktor hinweisen und auf die Bevölkerungspyramide, wo immer weniger Junge viele Rentner ernähren müssen. Doch ausschlaggebend ist alleine die Anzahl der Beitragszahler im Verhältnis zu Versicherten. Gerade die Anzahl der Beitragszahler wächst jetzt aber schon das 3. Jahr in Folge und könnte auch noch weiter wachsen, wenn weitere Bevölkerungsteile einbezogen werden.

Wenn nur das Verhältnis Beitragszahler zu Rentenempfänger ausschlaggebend ist, kann durch Erhöhung des Anteils der Beitragszahler bis hin zur Einbeziehung aller Erwerbstätigen die gesetzliche Rente stabilisiert werden.

Man kann zusätzlich einbeziehen:

  1. Arbeitslose:
    Denn die Versicherungsbeiträge, die das Arbeitsamt für die Rente einzahlt, sind drastisch gesenkt worden
  2. Minijobber:
    Denn über 5 Millionen Minijobber zahlen keine und nur geringfügige Beiträge, so dass sie später von Altersarmut betroffen sind
  3. Solo-Selbständige,
    die, verführt durch die geförderte Ein-Mann-Firma, keine Sozialabgaben leisten, aber auch nicht genug verdienen, um entsprechende Rücklagen zu schaffen
  4. 2 Millionen Frauen und ältere Arbeitnehmer,
    die aus dem Arbeitsmarkt in eine vorzeitige Rente gedrängt werden
  5. 2,6 Millionen Beamte:
    Der Staat versorgt sie ohne eigenen Kostenanteil großzügig
  6. Die Freiberufler

So würden 15,6 Millionen mehr Versicherungspflichtige in die gesetzliche Rente einzahlen.

Fazit:
Es ist wichtig, die gesetzliche umlagefinanzierte Rente wieder zu stärken, denn sie schützt vor Krisen, vor Inflation und sogar vor Finanzkrisen.

Statt der staatlichen Zuschüsse zur Riesterrente bei privaten Versicherungs­unternehmen sollte den Beitragszahlern lieber eine bezuschusste Anlage in der gesetzlichen Rentenversicherung ermöglicht werden, denn hier fallen nicht mal ein Zehntel der Verwaltungskosten an.

Bezieht man alle Erwerbstätigen ein und stärkt die gesetzliche Rente, kann man wieder auf ein Niveau von 1.360 € bis 1.380 € nach 40 Jahren  - wie in den Niederlanden -  kommen. Wichtig ist auch, dass man wieder zur paritätischen Finanzierung zurückfindet.

Holger Balodis und Dagmar Hühne haben zu ihrem Vortrag ein Thesenblatt verteilt. Sie können sich über die weiteren Erkenntnisse der Autoren auf ihrer Internetseite vorsorgeluege.de extlink informieren. Dort können Sie sich auch einen Newsletter bestellen.

Mit einem ausführlichen Bericht über die erfolgreichen Aktivitäten im Arbeitsschwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit der ADG setzte Herr Otto W. Teufel mit seinen Vortrag die Versammlung fort.