Leserbrief vom 30.12.2022 zum Kommentar: FDP-Reformvorschlag:Vermurkste Aktienrente

ZITAT:

Die FDP will in der Altersvorsorge einen dicken liberalen Fußabdruck hinterlassen. Die Ursprungsidee ist gut, doch die Umsetzung missrät gründlich.

Leserbrief von Diethard Linck München

Liebe Redaktion, auf folgende drei Punkte möchte ich aufmerksam machen, die aus meiner Sicht falsch sind:

  1. Bundesjustizminister Marco Buschmann, als er auch auf dem Höhepunkt der Corona-Krise davor warnte, durch übermäßige staatliche Eingriffe die Freiheitsrechte der Bürger zubeschneiden
    Die Sozialversicherungen sind keine "Einschränkung der Freiheitsrechte". Sie haben sich im Laufe ihrer Entwicklung zu einem Strauß an gesetzlichen Versicherungen (Arbeitslosen-, Kranken-, Renten-, Pflege- und Berufsunfähigkeits-Versicherung) entwickelt , der Notfälle und das Alter absichern soll. Dass das nicht mehr funktioniert liegt daran, dass sich Beschäftigungsverhältnisse geändert haben und die Politik falsche Weichenstellungen macht.
    Die Pandemie hat gezeigt, dass es für alle Bereiche der Gesellschaft sinnvoll ist, vorzubeugen. Dafür muss der Staat die Rahmenbedingungen schaffen.

  2. Das Versprechen: Die jüngeren Generationen sollen im Alter auch von Gewinnen am Kapitalmarkt profitieren, die auf lange Sicht erfahrungsgemäß höher ausfallen als Zinserträge auf Bankguthaben. Und die auch bessere Renditen abwerfen als die umlagefinanzierten Renten.
    Zunächst einmal liefert die gesetzliche Rentenversicherung keine so schlechte Rendite. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat viel geringere Verwaltungskosten als manche private Organisation. Das hat sich bei der Riester-Rente eindeutig gezeigt.
    Zusätzlich hat die Rente einen sozialen Aspekt. Sie sichert z.B. Familien beim Tod des Haupternährers mit Hinterblieben-Rente ab, sie zahlt REHA-Maßnahmen, sie erkennt Ausbildungszeiten als Beitragszeiten an.

  3. In Schweden hat die Politik beizeiten begonnen, die Altersvorsorge um eine renditestarke kapitalgedeckte Säule zu ergänzen
    Norwegen hat seine Bodenschätze langfristig gut für die Alterssicherung eingesetzt. Und ist das Schwedische Modell ohne Kriker?
    Österreich und die Schweiz sind schon lange und erfolgreich einen anderen Weg gegangen. Sie haben nicht die Kosten und die Rendite in das Zentrum gestellt, sondern das Ziel, dass man auch im Alter auskömmlich leben kann. So bekommt jeder nach Leistungsfähigkeit (Beitragszahlung) eine Rente, dazu gibt es eine Mindestrente, die von denen getragen wird, die finanziell sehr gut gestellt waren und deshalb nur eine "Maximal-Rente" erhalten.
    Über den gesellschaftlichen Konsens, wie man ihn in der Schweiz oder in Österreich feststellen kann, hat man bei uns selten berichtet und ihn regelmäßig "unter den Tisch" fallen lassen.

Ich setze mich aus oben geschriebener Einsicht im Verein Aktion Demokratische Gemeinschaft eV.(ADG) für eine Bürgerversicherung nach dem Modell der Österreicher ein. Bei einer Bürgerversicherung unserer Vorstellung werden grundsätzlich alle Einkommen und alle Berufsgruppen einbezogen. Natürlich bedarf eine solch große Reform der Sozialversicherung Übergangsregelungen. Zuerst und  unter allen Umständen bedarf es eines politischen Willens, den wir bei der FDP nicht sehen.
Deshalb beteiligt sich die ADG auch in 2023 bei der Aktion ABSTIMMUN21, um für unser Anliegen zu werben.
Ich wünsche ein erfolgreiches Neues Jahr.
Mit freundlichen Grüßen
Diethard Linck

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