Politische Diskussion über Rechts und Links, Rot - Blau - Gelb

Woher kommen die räumliche Aufteilung der politischen Gesinnungen und das Farbenspiel der Parteien?

 

  • Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten (August Bebel Begründer der deutschen Sozialdemokratie).

Hemut Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998, hat das Zitat in der Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung (Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, Seite 03183) verwendet.

Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung, Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, Seite 03183.
- https://gutezitate.com/zitat/143858
Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung, Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, Seite 03183.
- https://gutezitate.com/zitat/143858
Bundestagsrede vom 1. Juni 1995 zur Geschichte der Vertreibung, Plenarprotokoll 13/41 vom 01.06.1995, Seite 03183.
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Deshalb ein geschichtlicher Diskurs zur räumlichen Anordnung in den Parlamenten und in der Öffentlichkeit und zur Farbenlehre bei der Koalitionsbildung.

 Rechts - Links - Mitte - Sitzordnung im Parlament

Die politische Einteilung in „links“ und „rechts“ entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankreich mit der Sitzordnung der Nationalversammlung. In der französischen Deputiertenkammer saßen links die „Bewegungsparteien“, deren Ziel es war, politisch-soziale Verhältnisse zu verändern, rechts die „Ordnungsparteien“, die im Wesentlichen auf die Bewahrung der politisch-sozialen Verhältnisse hinwirkten.

Die eigentliche Links-Mitte-Rechts-Einteilung in der europäischen Politik verdanken wir der Sitzordnung in der Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche aus dem Jahre 1848. So wurden die vom Rednerpult aus gesehen Linkssitzenden als „Linke“ und die Rechtssitzenden als „Rechte“ bezeichnet. Diese Einteilung bezog sich allerdings mitnichten ausschließlich auf die reine Sitzordnung, sondern implizierte auch politische Inhalte.

Demnach verbargen sich hinter „Links“ die Demokraten, hinter „Mitte“ die Konstitutionellen und hinter „Rechts“ die Monarchisten. Grundsätzlich unterschieden sich diese Strömungen im Hinblick auf die politischen Lösungsvorstellungen des angestrebten Regierungssystems.

Im Laufe der Zeit bildeten sich neue Strömungen und folglich auch eine Vielzahl von unterschiedlichsten Parteien heraus. Unabhängig von den Paulskirchen-Kriterien entstanden beispielsweise Parteien, welche sich nach nationalistischen, religiösen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten definierten.

Sie dazu:Politische Parteien in Deutschland 1848–1850

Ausgehend von dem ursprünglichsten Kriterium der politischen Grundordnung kann man zunächst feststellen, dass die „Linksextremen“ den autoritären Sozialismus anstreben, wogegen die „Rechtsextremen“ ihr nationalkollektivistisches Ordnungsideal (vgl. Puntsch 1994: 18) favorisieren. Das „Mittelfeld“ bekennt sich natürlich zur bestehenden Staatsform.

Daraus haben sich Begriffe für politische Richtungen entwickelt.

Im Deutschen Bundestag wird zu Beginn einer Legislaturperiode demokratisch festgelegt, wer welche Sitze bekommt. Im Parlament schließen sich die Abgeordneten einer Partei zu Fraktionen zusammen, oder, im Fall von CDU und CSU, zu einer Fraktionsgemeinschaft. Dazu muss eine Partei allerdings mindestens fünf Prozent der Sitze im Bundestag oder Direktmandate gewonnen haben.Noch heute sitzen im Deutschen Bundestag aus Sicht des Bundestagspräsidenten links bis zur Mitte die Abgeordneten der Linken, der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen, rechts bis zur Mitte die Abgeordneten der bürgerlich-konservativen Parteien CDU und CSU und der AfD.

Wer zu welcher Partei und damit Fraktion gehört, lässt sich auch an der Sitzordnung im Plenarsaal des Bundestages erkennen: Die Abgeordneten einer Fraktion sitzen immer beisammen, der halbrunde Sitzungssaal ist wie eine Torte aufgeteilt. Vom Rednerpult aus gesehen sitzen von rechts angefangen die Abgeordneten der AfD, der FDP, der CDU/CSU, von Bündnis90/Die Grünen, der SPD und der Partei Die Linke.

Politische Farbe in Deutschland

Über Farben erschließen wir uns die Welt des Politischen. Rot, Schwarz, Gelb, Grün sind elementare Orientierungsmuster der politischen Öffentlichkeit, da sie das parteipolitische Spektrum ordnen. Eine politische Farbe ist eine Kennfarbe, die eine bestimmte politische Ausrichtung und damit eine politische Partei, politische Bewegung oder Ideologie repräsentieren soll. Oft sind für die Parteifarbe nicht die aktuellen politischen Positionen ausschlaggebend, sondern die historische Tradition der Partei.

Deutschland
  • Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) – rot.
    Seit dem Revolutionsjahr 1848 in Gebrauch. Nach und nach löste sie die schwarz-rot-goldene Fahne als emanzipatorisches Symbol ab. 1863 benutzte sie der "Allgemeine Deutsche Arbeiterverein" als Parteisymbol. Mit der Aufschrift "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" wurde sie später die "Traditionsfahne der SPD".
  • CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag (Unionsfraktion) – schwarz.
    Die Farbe hat auf politischen Bühnen eine lange Tradition. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es die so genannten Schwarzhemden, Mitglieder faschistischer Bewegungen. Wenn heute in der politischen Umgangssprache von "Schwarzen" die Rede ist, sind allgemein Konservative gemeint und konkret CDU/CSU-Mitglieder beziehungsweise CDU/CSU-Sympathisierende. Verglichen mit anderen Farbkennzeichnungen von Parteien ist hierbei das Besondere, dass sie nicht selbst gewählt, sondern von politischen Gegnern zugeschrieben wurde.
  • Bündnis 90/Die Grünen (Grüne) – grün.
    Unter den verschiedenen sozialen Bewegungen profilierten sich "Die Grünen" am Ende der siebziger Jahre in der Bundesrepublik mit ihrem Engagement für den Schutz von Natur und Umwelt..
  • Freie Demokratische Partei (FDP) – gelb.
    Dass in Deutschland noch heute Liberale mit Gelb identifiziert werden, geht auf die baden-württembergische Landtagswahl im Jahr 1972 zurück. Diese Kennzeichnung ist eine deutsche Besonderheit.
  • Alternative für Deutschland (AfD) – blau.
    Blau ist eigentlich die Farbe der CSU. Auch die AfD benutzt die Farbe - weil Blau eine der beliebtesten Farben in Deutschland sei und weil Blau für Frische und Aufbruch stehe.
  • Die Linke – rot (oder zur Unterscheidung von der SPD oft auch magenta)

Quellen

Planet Wissen: Deutsche Geschichte - Deutscher Bundestag

bpb Aus Politk und Zeitgeschichte: Vom Mythos der politischen Mitte

Galileo Live: Warum spricht man von rechts und links in der Politik?

Extremistische Einstellungen und Haltungen im Alltag;Forschungsarbeit, 2001

bpb Aus Politk und Zeitgeschichte: Farben als Wegweiser in der Politik